Bronzeguss - Vom Wachs zum Metall

Wenn Du es eilig hast, mache einen Umweg oder ein zweites Wachsmodell

Die heiße Bronze in der Form: Die Domtürme sind mit den Spitzen nach unten in Erde eingebettet. 1200 Grad Celsius sind von Nöten, um die Bronze zu gießen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Abildung zeigt die mit Bronze ausgegossene Form der Domtürme. Die Bronze in den Gusstrichtern leuchtet noch rotglühend.

Man braucht schon ein kölsches Gemüt, um das auszuhalten: Die Vorbereitung des Bronzegusses. Das Wachsmodell musste regelrecht zerlegt werden. Die Einzelteile wurden in Silikon abgeformt und diese

neuen Formen wieder mit Wachs ausgegossen. In mein Studio zurückgekehrt setzte ich die Teile wieder

zu einem Ganzen zusammen. Dabei mussten einige Teile komplett neu geformt und ergänzt werden.

Nicht viel anders als beim Original, am Dom wird immer gebaut.

Blick auf und in die Gussformen der "Domteile".

Nach dem Guss musste die Schamottgussform erst grob abgeschlagen und dann mit Sandstrahlgebläse vollkommen von der Bronze entfernt werden.

Die eingangs beschriebenen Herausforderungen des Lebens und des Tastmodells haben den Menschen Ingo Telkmann verständlicherweise nicht unberührt gelassen. Wenn man bedenkt, was beide bis hierhin ausgehalten haben, stellten die folgenden Monate bis zur endgültigen Fertigstellung (die schließlich im September erfolgen sollte) noch einmal eine ganz eigene Art nervlicher Belastung dar.

 

Ende Januar 2024 – die ursprüngliche Idee seitens der Gießerei, das Wachsmodell in einem Stück in Silikon zu gießen, war unhaltbar. Telkmann sah sich daher gezwungen, das fertige Modell teilweise wieder zu zerlegen. Hierfür musste der Vierungsturm an der Basis aus dem Dach herausgeschnitten und die gesamten Strebepfeiler abgetrennt werden. Es folgten mehrfache Fahrten zwischen Gießerei und der Werkstatt; diesmal nicht durch eine Transportfirma, sondern im eigenen PKW des Künstlers. Die Organisation dieser Fahrten mussten irgendwie in den Geschäfts- und Arbeitsalltag integriert werden. Der Mensch lebt nicht von Dom allein.

 

März

 

Herstellen des Silikonmodells (durch die Firma Schweitzer) als Sicherungskopie, sowie als Basis für den späteren Bronzeguss. Mittels dieser Silikonform wurden im Verlauf die Teile des Tastmodells, die der Silikonabformung nicht standgehalten hatten, erneut in Wachs gegossen, bzw. das Tastmodell Stück für Stück ergänzt.

 

April

 

Der zerlegte Dom kehrte zurück in die Werkstatt. Es begann eine Phase der Überarbeitung des kompletten Wachsmodells. Die Reparatur wurde hierbei erschwert durch die Tatsache, dass es sich jetzt nicht mehr nur ausschließlich und einheitlich um den von Telkmann benutzten, schwarzen Bildhauerwachs handelte, sondern um unterschiedliche, in der Festigkeit abweichende Gießwachse, die die ohnehin schon empfindlichen Querstreben des Chors brüchig werden ließen und insgesamt in der Bearbeitung verschiedene Anforderungen hatten. Die Krappen der Turmhelme, die Kreuzblumen, zahlreiches Maßwerk der Fenster und Portale, Giebel, Fialen, Feiler, der Dachfirstkamm, der komplette Vierungsturm, das Strebewerk – innerhalb eines Monats wurde das Tastmodell in Wachs wieder komplettiert.

 

Mai

 

Am 15. Mai fand schließlich, in Anwesenheit des (an)gespannten Künstlers und im Beisein von Vertretern des Domsitzung e.V., Vertretern der Dombauhütte einschließlich Peter Füssenichs, sowie einem kleinen Team des WDR, in der Firma Schweitzer der größte Teil des Bronzegusses des Tastmodells Kölner Dom statt.

 

Juli 2024

 

Nachziselieren der Bronzeteile in der Werkstatt von Ingo Telkmann. Es fanden regelmäßige Austausche der jeweils gegossenen Einzelteile von der Firma Schweitzer in die Werkstatt des Künstlers statt, um Chor, Lang- und Querhaus, die Türme und den Vierungsturm zu überarbeiten. Was im Einzelnen bedeutete, dass jedes Bauteil befühlt, betastet und bewertet werden musste, damit das fertige Bronzemodell wieder den im eingangs beschriebenen Wünschen entsprach. Nicht nur die Optik galt es dem Auge des Künstlers anzupassen, auch die durch den Bronzeguss zwangsläufig veränderte Haptik der kompletten Oberflächen musste dahin gehend überprüft werden, angenehm und einladend zu sein. Eigens hierfür schaffte Telkmann spezielle Instrumente an, um Spitzes abzurunden, Scharfes weich zu polieren und stumpf gewordenes zum Strahlen zu bringen.

 

Ende Juli 2024, kurz vor der wohlverdienten Sommerpause der Gießerei, begab sich Telkmann einige Tage in Folge in die Firma Schweitzer, um vor Ort die mittlerweile zusammengeschweißten Bauteile noch einmal komplett nach seiner Vorstellung zu überarbeiten, einzelne Fialen zu richten, Details noch einmal herauszuarbeiten.