Über Maßwerk und Dächer

Stempel ohne Ende

Die Wahl des Bildhauerwachses, als Material für das Modell, erwies sich auch in Bezug auf die Herstellung der Maßwerkfenster als goldrichtig.

Mit Hilfe von kleinen handgefertigten Metallstempeln entstanden so in schöner Gleichmässigkeit die gotischen Fenster. 11 Stempel, nacheinander angewendet, waren für das abgebildete Fenster erfordelich. Es waren die ersten von unzähligen Stempeln, die im Laufe der Zeit für die verschiedenden Maßwerke erforderlich wurden.

 

Die Abbildung zeigt das erste in Wachs "gestempelte" Maßwerkfenster.

 

Mit der Einteilung und dem Einbrennen der Fenster wird deutlich, wie wichtig die sorgfältige Erarbeitung der Grundform gewesen ist. Die Fensteranzahl passt perfekt in Höhe und Breite in das Kirchenschiff und nicht genug damit, war auch die Position der Strebepfeiler zu diesem Zeitpunkt schon vorgegeben. Ein nachträgliches Anpassen nicht mehr möglich.

Die Dächer über den Seitenschiffen zeichnen schon die charakteristische Form des Domes vor. Für den noch halbrunden Chor ergeben sie die Einteilung der späteren Außenform mit Fensternischen und Pfeilern.

In der Zeit von Januar bis März war das Tastmodell in seiner Ausarbeitung so weit fortgeschritten, dass Telkmann mit dem Herausarbeiten der Fensterdetails und anderen architektonischen Elementen beginnen konnte. Hierfür wurden aus Messing und Kupfer Stempel unterschiedlicher Größe und Form handgefertigt, um mit diesen, nach Erhitzen am Spiritusbrenner, die gewünschte Form in den Wachs einzubrennen. Es sind insgesamt mehr als 120 dieser Stempel entstanden, wovon der Kleinste eine Stempelfläche von vier Millimetern aufweist. Auf den Bildern entsteht ein Eindruck davon, mit welcher Vorsicht bei diesem Arbeitsschritt vorgegangen werden musste. Der Kontakt des erhitzten Metalls mit dem Bildhauerwachs musste auf ein Minimum beschränkt, die Form jedoch exakt eingebrannt werden. Für ein Fenster wurden, je nach Größe und Lage, mehr als elf der kleinen Stempel angewendet. Im Frühjahr des Jahres 2022 waren die Chorfenster komplett eingearbeitet. Es galt im Anschluss, den Vierungsturm, die Dächer des Seitenschiffs sowie die Gauben um den Chor zu gestalten.